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AUSSTELLUNG IM RATHAUS STADTBERGEN 2002


Pressebericht in der Augsburger Allgemeinen zu der Ausstellung "Betrachtungsweisen" im Stadtberger Rathaus:

Charakteristisch für die Keramiken von Ingrid Häring-Guggenberger ist die raue, stark schamottierte, lebhafte Oberfläche.
Der Töpferton legt gleichsam sein Innerstes offen. Nur sehr zurückhaltend bringt die Keramikerin Glasuren an Rundungen und Kanten auf, um akzentuierte Farb- und Lichteffekte in Spiegelungen zu erhalten.
Ihr plastisches Können beweisen die weiblichen Torsi, die kein bisschen erdensschwer in innerer Balance ruhen. Die "Schwangere" mit dem prallen, fruchtbaren Schoß hat etwas Archaisches an sich.
Viele ihrer Skulpturen entstanden in einem freien Schaffensprozess nach vorangegangener Meditation.
Es sind sehr phantasievolle Gebilde, oft reich an, Bezügen und Aussagen. Etwa der "Ruf des Mauervogels", eines Menschen Kopf wie eine Stadt am Berg, mit vielen Häusern und verwinkelten Gassen.
Unter den mythischen Motiven beeindruckt vor allem die Vogelmaske des "Regenmachers" mit scharfen Gesichtszügen, dem Himmel dargeboten auf einer Säule mit Reliefs von Trauer, Heiterkeit und Wut. Wie eine Sphinx steht die geflügelte Frau in der Hocke in erwartender Haltung da, hellwach, lauschend, aufnehmend und "Raumsprengend", so der Titel.



Prof. Iskra Krempel-May:

Laudatio anlässlich der Ausstellungseröffnung "Betrachtungsweisen"


Gustav Weiß sagte einmal "Handwerk ist Können. Kunsthandwerk ist Wissen. Kunst ist Müssen."
In unserer Vorgehensweise des experimentellen Gestaltens mit Ton wird praktiziert, wie für thematische Aufgaben durch geführte Meditation und anschließendem beidhändigem Blindzeichnen immer wieder überraschende Konturen gefunden werden. Das ist ein Vorgang, den ich als Schmelzwerk von äußerer und innerer Realität bezeichnen möchte. Ingrid Häring-Guggenberger setzt die so gefundenen Modelle konsequent dreidimensional um. So wird z.B. ihr starkes Werk "Raumsprengend" aufgebrochen, hinterfragt, neu gesehen und eröffnet so ein geheimes Innenleben - formal meisterlich umgesetzt. Fast alle hier ausgestellten Objekte sind so entstanden.
Sie gewinnen durch die Art ihrer Entstehung eine Authentizität, die ihnen eine hohe Ausdruckskraft verleiht. Überhaupt ist Kraft das Erste, was mir zu ihnen einfällt: stark - sensibel - sinnlich. Sie verleiten dazu, dem Verborgenen nachzuspüren, dem Außen, dem Innen. Betrachtungsweisen - ein stetiges Schauen lässt Ingrid Häring-Guggenberger nicht los: wohin zieht es die Formen auf der Suche nach Gleichgewicht und Ausgewogenheit, ohne dabei die Spannung zu verlieren; das spannungsgeladene Gleichgewicht also.
Sie gehört zweifelsfrei zu denen, die - MÜSSEN, weil der Drang, ihren Innenbildern Ausdruck zu verleihen, für sie zu einer treibenden Kraft ihres Lebens geworden ist.